Laufzeit: 01.02.2023 - 31.01.2026
Vorhabennummer: 01UP2227
Projektpartner:
- Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V.
- Landeshauptstadt München mit dem Referat für Bildung und Sport und dem Sozialreferat
- Jobcenter München
- MORGEN e.V. Netzwerk Münchner Migrantenorganisationen
- Selbsthilfezentrum München
Forschungsinteresse
Wir interessieren uns für lokale Unterstützungsketten und die Auswirkungen der Corona- und Post-Pandemiephase auf die ausbildungs- und arbeitsmarktbezogene Freiwilligenarbeit für junge, neu Zugewanderte.
Die systematische Erfassung der Folgen und der Potenziale für soziale, helfende Netzwerke, die bei der Integration in Ausbildung und Arbeit unterstützen, erfolgt entlang dieser Fragestellungen:
- Wie haben sich die Aktivitäten der zivilgesellschaftlichen Akteure durch die Corona-Pandemie verändert?
- Welche Auswirkungen hatte sie auf die Kooperationsbeziehungen mit den lokalen Behörden und (Aus-)Bildungsinstitutionen?
- Welcher (öffentlichen) Unterstützung bedarf es für die Regeneration zivilgesellschaftlicher Strukturen und wie können soziale Innovationen nachhaltig gesichert werden?
Wir blicken dabei auf lokale Netzwerke in Großstädten im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz).
Neu zugewanderte haben es sehr schwer am Übergang in Ausbildung und Arbeit
Die soziale Integration neu Zugewanderter hängt in entscheidendem Maße von einer gelungenen beruflichen Integration ab, die es ermöglicht, ein selbstbestimmtes und von staatlichen Hilfeleistungen unabhängiges Leben zu führen. Junge Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund gelten als stark benachteiligte Gruppe im (beruflichen) Bildungssystem. Die Benachteiligungen wirken sich auf die (Aus-)Bildungsverläufe aus, was zu einem besonderen Unterstützungsbedarf am Übergang von der Schule in die berufliche Bildung und von dort in den Arbeitsmarkt führt.
Freiwilliges Engagement kann Bildungsambitionen unterstützen
Ausbildungs- und arbeitsmarktbezogenes freiwilliges Engagement ist eine wichtige Unterstützung, die sehr vielfältig ausfallen kann, von einmaligen Bewerbungstrainings bis hin zu jahrelanger Begleitung im Rahmen eines Mentorings.
Unterstützungsketten aus professionellem und freiwilligem Engagement sind lokal wichtig
Eine funktionierende Migrationsgesellschaft ist angewiesen auf Strukturen, die Integrationsprozesse ermöglichen. Das zivilgesellschaftliche Engagement von und für neu Zugewanderte nimmt darin einen wichtigen Platz ein. Für uns ist eine lokale Betrachtungsebene zentral, denn soziale Unterstützungsnetzwerke agieren meist lokal und werden von einer aktiven Nachbarschaft bzw. Stadtgesellschaft getragen. Die berufliche Teilhabe der Zielgruppe zu fördern ist aus gesamtgesellschaftlicher und sozialstaatlicher Perspektive bedeutsam. Aus einer Menschenrechtsperspektive gesehen, haben neu Zugewanderte ein Recht auf Bildung. Die Unterstützung der Zielgruppe bei ihren beruflichen Zielen und Bildungsambitionen kann nicht allein durch staatliche Strukturen und Hilfemaßnahmen erfolgen.
Es wird ein Mixed-Methods-Ansatz gewählt, um eine systematische Analyse lokaler Unterstützungsketten in der Corona- und Post-Pandemiephase sowie der Auswirkungen auf die ausbildungs- und arbeitsmarktbezogene Freiwilligenarbeit für neu zugewanderte Jugendliche und junge Volljährige unter Berücksichtigung angemessener Erhebungsinstrumente zu gewährleisten.
Interviews bzw. Hintergrundgespräche mit Netzwerkakteurinnen und -akteuren
Während der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Infektionsgeschehens konnten wichtige Beteiligungsformen bei zivilgesellschaftlichen Akteuren nicht weitergeführt werden, es drohte ein Wegbrechen der freiwillig Engagierten. Nach Beendigung der Corona-Maßnahmen steht die Praxis vor der Aufgabe, freiwilliges Engagement zu reaktivieren. Während der Corona-Pandemie haben sich womöglich neue Formen der Beteiligung und Zusammenarbeit herausgebildet, die auch nach dem Pandemieende fortgeführt werden und das Feld nachhaltig verändern können. In den qualitativen Interviews sollen gemachte Erfahrungen, Herausforderungen sowie neue Formen der Zusammenarbeit und Kooperation thematisiert und durch die Interviewpartnerinnen und -partner bewertet werden.
Delphi-Befragung mit Netzwerkakteurinnen und -akteuren
Eine Krise – wie die Corona-Krise – betrachten wir u.a. auch als Impulsgeber für soziale Innovationen. Unser Ziel ist es, Entwicklungen und Trends in der Kooperation und Zusammenarbeit innerhalb der lokalen Unterstützungsketten sowie in der Einbindung freiwilligen Engagements abbilden zu können. Dadurch ist es möglich, die mittel- und längerfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie aufzeigen zu können. An zwei Zeitpunkten sollen wichtige Knotenpunkte des lokalen Netzwerks im Themenfeld „Integration junger, neu Zugewanderter in Ausbildung und Arbeit“ quantitativ befragt werden. Die 3. Runde ist qualitativ ausgerichtet. Für das Delphi-Verfahren kommen 90 Großstädte im deutschsprachigen Raum (D, A, CH) in Frage. Diese deutliche Ausweitung des Untersuchungsfelds erlaubt eine überregionale Einschätzung der Folgen der Pandemie und vergleichende Aussagen. Zudem wird dadurch deutlich, wie das Potenzial neuer Formen der Zusammenarbeit eingeschätzt wird. Vielversprechend eingeschätzte Beteiligungsformen und -formate haben das Potenzial, die Praxis nachhaltig zu verändern. Im Städtevergleich wird sichtbar, wie die einzelnen Städte aufgestellt sind und im Vergleich abschneiden.
Qualitative Interviews mit Koordinatorinnen und Koordinatoren freiwilligen Engagements
Bei den Gesprächen geht es um die Bewertung und Reflexion der während der Corona-Pandemie und der darauffolgenden Zeit gemachten Erfahrungen. Zum einen können die Herausforderungen und zum anderen die womöglich daraus resultierenden Potenziale in Bezug auf die Bereitschaft zum Engagement sowie die Gewinnung und Partizipation freiwilliger Helferinnen und Helfer vergleichend untersucht werden.
Fokusgruppen
Die Maßnahmen zur Corona-Pandemiebekämpfung, insbesondere die Kontaktbeschränkungen, hatten unmittelbare Auswirkungen auf freiwillig Engagierte und junge, neu Zugewanderte am Übergang in Ausbildung und Arbeit. In Fokusgruppen mit freiwillig Engagierten wird deren Perspektive auf das berufsbezogene Engagement in der Corona- und Post-Corona-Zeit erhoben. Bei den Fokusgruppen mit neu zugewanderten Jugendlichen und jungen Volljährigen wird es stärker um die unterschiedlichen Unterstützungsformen durch freiwillig Engagierte gehen und um die Perspektive besonders benachteiligter Untergruppen wie z.B. junge Mütter.
Veranstaltungen
[16. - 18. September 2024]
5. Konferenz des Netzwerks Fluchtforschung: Im Panel "Die lokale Praxis der Inklusion junger Geflüchteter in das Berufsausbildungssystem" werden erste Projektergebnisse aus unseren qualitativen und quantitativen Erhebungen vorgestellt. Die Präsentation ist hier verfügbar.
[10. Januar 2024]
Online-Treffen LokU 2.0-Team mit Praxispartnern: Es wurden erste Projektergebnisse aus den Hintergrundgesprächen mit Knotenpunkten lokaler Unterstützungsketten diskutiert. In Hinsicht auf die anstehende Delphi-Befragung konnten Vereinbarungen bezüglich vorzunehmender Pre-Tests und der Streuung der Umfrage in den Netzwerken der Praxispartnern getroffen werden.
[16. - 17. November 2023]
Auftaktveranstaltung des Projektträgers DLR mit allen geförderten BMBF-Projekten der Förderlinie "Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie – Forschung für Integration, Teilhabe und Erneuerung“ in Bonn.
Poster- und Projektvorstellung von LokU 2.0:
Entlang thematischer Sessions wurden die 18 Forschungsvorhaben in Kurzpräsentationen vorgestellt und diskutiert. Das Projekt LokU 2.0 wurde in Session 5 „Verwaltungshandeln, politische und zivilgesellschaftliche Partizipation, Spaltungsprozesse“ von Prof. Dr. Nicole Pötter der Hochschule München vorgestellt. In ihren Ausführungen machte sie deutlich, dass die ohnehin benachteiligten jungen Zugewanderten am Übergang Schule-Beruf stark unter den Einschnitten der Corona-Pandemie gelitten haben. Schulische und berufsbildende Ausbildungen wurden ausgesetzt, Geflüchtete in Sammelunterkünften fehlte der Zugang zum Internet, es mangelte vielerorts an technischer Ausstattung und geeigneten Lernorten. Zudem war der Zugang zu helfenden Einrichtungen des lokalen Unterstützungsnetzwerks erschwert und auch freiwillig Engagierte konnten während der Kontaktbeschränkungen nicht wie gewohnt unterstützen. Frau Pötter erläuterte, dass im Projekt LokU 2.0 erforscht wird, wie sich die Kooperationen im helfenden Netzwerk des Handlungsfeldes verändert haben, welche digitalen und sozialen Innovationen entstehen und wie freiwillig Engagierte besser dabei eingebunden werden können, junge Zugewanderte zu unterstützen.
[12. Juni 2023]
26. Videokonferenz der Reihe „Corona-Krise und Bildung“ der Weinheimer Initiative zu "Im Übergang ins Berufs- und Erwachsenenleben: Jugendsozialarbeit als eigensinniger lokal-kommunaler Partner?"
Beitrag von Theresa Grüner: Berufsschulen als 'Game-Changer' für junge Neuzugewanderte? Hier verfügbar
Veröffentlichungen
Projekt-Flyer
Poster
Zeitschriftenbeiträge
Grüner, T. (2024) Migration, nein danke! Engagierte spüren kritische Stimmung. neue caritas, 125 (17), S. 32-33. Hier verfügbar
Grüner, T. und Scholze, B. (2023) Herausforderungen und Potentiale arbeitsmarktbezogener Unterstützungsketten für junge, neu Zugewanderte in der Post-Pandemiephase. In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V., 103 (10), S. 458-464.
Working Papers
Scholze, B. und Grüner, T. (2024) Erstes Working Paper zum Forschungsprojekt LokU 2.0: Lokale Unterstützungsketten für junge, neu Zugewanderte – Wandel und Potenziale im Zeichen der Corona-Pandemie. Hier verfügbar
Scholze, B. und Grüner, T. (2024) Zweites Working Paper zum Forschungsprojekt LokU 2.0: Delphi-Befragung mit Netzwerkakteuren lokaler Unterstützungsketten. Hier verfügbar
Vorträge
Pötter, N. und Scholze, B. (2024) Lokale Unterstützungsketten für junge Zugewanderte mit eigener Migrationserfahrung im Zeichen der COVID-19-Pandemie. 5. Konferenz des Netzwerks Fluchtforschung. Bonn, 18. September. Hier verfügbar
Grüner, T. (2023) Berufsschulen als 'Game-Changer' für junge Neuzugewanderte?. 26. Videokonferenz der Weinheimer Initiative zur Reihe "Corona-Krise und Bildung". Online, 12. Juni.
Blog
Grüner, T., Scholze, B. & Pötter, N. (2024, September 25). Corona-Pandemie – Die harten Folgen für junge Zugewanderte aufarbeiten. Blog AG Soziale Arbeit. Hochschule München. Hier verfügbar
Grüner, T., Scholze, B. & Pötter, N. (2024, November 4). Corona-Pandemie – Aufarbeitung nicht verhindern! Folgen für junge Zugewanderte nicht vergessen! Blog DGSA. Hier verfügbar oder Twitter, Instagram, Facebook: @dieDGSA
Veröffentlichungen zum Vorgängerprojekt LokU
Das vorangegangene Forschungsprojekt LokU nahm zivilgesellschaftliche Akteure, insbesondere Migrantenorganisationen in den Fokus. Denn für den Weg in Ausbildung und Arbeit ist die Unterstützung von Geflüchteten durch freiwillige Helfer*innen von großer Bedeutung.
Pötter, N.; Grüner, T. und Jost, K. (2022) Abschlussbericht Projekt LokU. München: Hochschule München.
Grüner, T. und Pötter, N. (2022) Das Zusammenspiel professioneller Akteur:innen und freiwillig Engagierter. Erfolgsfaktor für gelingende Übergänge junger Geflüchteter. In: Soziale Arbeit, 71(12), S. 442-449. https://doi.org/10.5771/0490-1606-2022-12-442
Grüner, T.; Jost, K. und Pötter, N. (2021) Der Beitrag freiwillig Engagierter zur beruflichen Integration von jungen Geflüchteten. In: Hammerschmidt, P.; Pötter, N. und Stecklina, G. (Hrsg.) „Der lange Sommer der Migration“. Die Teilhabechancen der Geflüchteten und die Praxis der Sozialen Arbeit. (S. 89-106). Weinheim, Basel: Beltz Juventa.
Pötter, N.; Hilkert, B. und Grüner, T. (2021) Integration von jungen Geflüchteten in Ausbildung und Beruf. Online-Fachveranstaltung in Kooperation mit dem Referat für Bildung und Sport und dem Sozialreferat der Landeshauptstadt München. Online, 25. März.
Pötter, N.; Grüner, T.; Jost, K. und Loncarek, I. (2021) Lokale Unterstützungsketten für junge Geflüchtete. Ausbildungs- und arbeitsmarktbezogenes Engagement freiwillig Engagierter. Poster auf der Trinationalen Tagung der DGSA, OGSA und SGSA. Online, 23.-24. April.
Grüner, T.; Pötter, N. und Jost, K. (2020) Der Beitrag von Migrantenorganisationen zur beruflichen Integration junger Geflüchteter. In: ARCHIV für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit (3), S. 60-64.
Grüner, T. und Jost, K. (2020) Zivilgesellschaftliches Engagement im Themenfeld "Berufliche Integration". Erste Ergebnisse aus der quantitativen Befragung im Forschungsprojekt LokU. Vortrag auf dem Experten-Workshop im Projekt LokU. München, 6. März.
Rahmenprogramm
LokU 2.0 ist eines von 18 geförderten Forschungsvorhaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm für die Geistes- und Sozialwissenschaften „Gesellschaft verstehen – Zukunft gestalten“ (2019 bis 2025) aus der Richtlinien-Bekanntmachung „Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie – Forschung für Integration, Teilhabe und Erneuerung“ vom 12.03.2021
Einen Überblick zu allen geförderten Projekten finden Sie hier.